Tätigkeitsberichte Telekommunikation und Post 2012/2013

Bundesnetzagentur sieht deutschen Telekommunikationsmarkt auf gutem Weg

Homann: "70 Prozent der Haushalte nutzen einen Breitbandanschluss; 58 Prozent der Haushalte können 50 Mbit/s und mehr erhalten"

Ausgabejahr 2013
Erscheinungsdatum 16.12.2013

Höhere Breitbandpenetration als im europäischen Durchschnitt

Die Breitbandversorgung in Deutschland kommt gut voran. Zu dieser Einschätzung gelangt die Bundesnetzagentur in ihrem heute vorgestellten Tätigkeitsbericht 2012/2013 für den Telekommunikationsbereich.
Bis Mitte 2013 ist die Anzahl der Breitbandanschlüsse in Deutschland auf 28,4 Mio. gestiegen. Das entspricht einer Penetrationsrate von über 34 Prozent (gegenüber 28,8 Prozent im EU-Durchschnitt) bezogen auf die Einwohnerzahl bzw. etwa 70 Prozent der Haushalte. Damit liegt Deutschland im Vergleich der EU Staaten weit über dem Durchschnitt.

Die Wettbewerber der Deutschen Telekom konnten ihren Marktanteil leicht auf nunmehr 56 Prozent steigern. Diese Zugewinne gehen derzeit ausschließlich auf die Zuwächse bei den Kabelnetzbetreibern zurück. Deren Marktanteil ist in der Summe inzwischen auf ca. 17 Prozent angewachsen.

Auch als Reaktion hierauf beabsichtigt die Deutsche Telekom, ihre vorhandene VDSL-Infrastruktur so zu erweitern, dass mittelfristig etwa zwei Drittel der Haushalte hierüber erschlossen werden können – das wären dann doppelt so viele wie heute. Überdies plant sie, ihr Netz in diesen Gebieten mit Hilfe der Vectoring-Technologie so weit aufzurüsten, dass Datenübertragungsraten von bis zu 100 Mbit/s im Download möglich werden.

"Hier sind mit unserer im August getroffenen Vectoring-Entscheidung bereits wesentliche Voraussetzungen für einen chancengleichen Wettbewerb und verlässliche Rahmenbedingungen geschaffen worden. Die positiven Reaktionen sowohl der Telekom als auch ihrer Wettbewerber zeigen, dass dies im Sinne beider Seiten gelungen ist", betonte Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. Es liegt jetzt an allen investitionswilligen Unternehmen, die sich aus der Vectoring-Entscheidung ergebenden Chancen für den Aus- und Aufbau von modernen TK-Netzen, insbesondere auch in ländlichen Gebieten, zu nutzen.

Fortschritte bei der flächendeckenden Versorgung

Die bislang von den verschiedenen Marktparteien getätigten Investitionen haben unter anderem dazu geführt, dass laut Breitbandatlas der Bundesregierung Downloadgeschwindigkeiten von mind. 1 Mbit/s inzwischen für 99,8 Prozent der Haushalte verfügbar sind. Und auch mit mind. 2 Mbit/s sind bereits 98 Prozent der Haushalte versorgt. Homann bewertet diese Entwicklung positiv: „Besonders erfreulich ist, dass sich auch im ländlichen Raum die Versorgung mit Breitbandanschlüssen deutlich verbessert hat. Allein diese Entwicklung zeigt, dass das eingesetzte Instrumentarium aus innovationsorientierter, wettbewerbsfördernder Regulierung, der Hebung von Synergien und öffentlicher Förderung greift. Hinzu kommt vor allem der Beitrag, den LTE zur Schließung weißer Flecken geleistet hat“, erläuterte Homann in diesem Zusammenhang.

Universaldienstverpflichtung nicht erforderlich

Vor diesem Hintergrund empfiehlt die Bundesnetzagentur derzeit keine Erweiterung des Universaldienstumfangs um den Breitbandanschluss. Dazu führte Homann aus: "Hierfür war eine Gesamtschau der sozialen, wirtschaftlichen und technischen Entwicklungen ausschlaggebend. Insbesondere erscheint es effizienter, zur Schließung der verbleibenden weißen Flecken auf dezentrale Initiativen mit Kenntnissen vor Ort zu setzen als auf ein zentralisiertes Vorgehen. "Denn zur Schließung der verbliebenen weißen Flecken wird es typischerweise um kleinteilige Ausbauinvestitionen gehen. Dabei lässt ein dezentrales Vorgehen zum einen mehr Spielraum bei der Planung und Finanzierung. Zum anderen begünstigt es den simultanen Ausbau mit Hochgeschwindigkeitsnetzen auch außerhalb der Ballungsräume.

Ausbau hochleistungsfähiger Netze als weitere zentrale Herausforderung

Parallel hierzu wird das Augenmerk zunehmend auf den Ausbau hochleistungsfähiger Netze gerichtet. Bisher haben insbesondere die Kabelnetzbetreiber dazu beigetragen, dass die Versorgung mit Breitbandanschlüssen, die Datenübertragungsraten von 50 Mbit/s und mehr erlauben, seit 2010 um ca. 40 Prozent gestiegen ist. Heute können gut 58 Prozent der Haushalte diese besonders leistungsfähigen Anschlüsse nutzen.

In Anbetracht der sehr ambitionierten Zielsetzung, bis 2018 eine flächendeckende Versorgung mit 50 Mbit/s zu erreichen, wird es nun darauf ankommen, den richtigen Mix an Technologien und Strategien zu realisieren. Denn es ist entscheidend, dass alle Marktteilnehmer, die einen produktiven Beitrag leisten können, hierfür die richtigen Rahmenbedingungen vorfinden. Nur so kann es gelingen, alle Potenziale für den Ausbau von hochleistungsfähigen Netzen auszuschöpfen.

Allerdings ist derzeit nicht nur bei Glasfaseranschlüssen, sondern auch bei den anderen hochleistungsfähigen Anschlusstechnologien ein deutlicher Abstand zwischen Versorgung und sehr viel geringerer tatsächlicher Nachfrage zu beobachten. In vielen anderen europäischen Ländern zeigt sich hier bislang ein ähnliches Verbraucherverhalten.

Keine Abkehr vom wettbewerbsorientierten Leitbild

Mit Blick auf die von der EU-Kommission vorgelegten Vorschläge zur Anpassung des Rechtsrahmens sowohl im Hinblick auf die Frequenzvergabe als auch hinsichtlich der künftigen Ausrichtung der Marktregulierung sieht Homann noch Bedarf für eine vertiefte Diskussion auf Basis einer sorgfältigen Analyse. Er führte hierzu aus: „Regulierung muss auf sich wandelnde Gegebenheiten reagieren und darf insofern kein starres Konzept darstellen. Das bewährte wettbewerbliche Leitbild sollten wir aber nicht leichtfertig zur Disposition stellen. Auch in Zukunft wird es darauf ankommen, die Stärken des Wettbewerbs weiter zu nutzen und chancengleiche Bedingungen für die verschiedenen Marktakteure zu gewährleisten.“

Entwicklungen im Postmarkt

Der Postmarkt hat sich in den vergangenen beiden Jahren insgesamt stabil gezeigt. Die solide konjunkturelle Entwicklung hat zu einer hohen Nachfrage nach Postdienstleistungen beigetragen. Zu diesem Ergebnis kommt die Bundesnetzagentur in ihrem heute veröffentlichten Tätigkeitsbericht 2012/2013 für den Postbereich.

Die Umsätze auf dem deutschen Postmarkt sind in der Summe in etwa gleich geblieben (26,4 Milliarden Euro im Jahr 2012). Die Zahl der beförderten Sendungen hat im Paketmarkt insgesamt zwar nur leicht zugenommen, allerdings sorgt der zunehmende Versandhandel über das Internet („E Commerce“) für ein überdurchschnittlich steigendes Aufkommen in diesem Bereich.

"Aufgrund des Marktwachstums ist die Auslieferung von Paketen an private Empfänger mittlerweile auch für solche Anbieter interessant, die dieses Segment vorher nicht bedient haben. „E-Commerce“ sorgt schon jetzt für überdurchschnittliche Wachstumsraten im Paketmarkt. Ein Ende dieses Booms ist nicht absehbar", sagte Homann.

Im Briefmarkt war insgesamt eine weniger dynamische Entwicklung zu verzeichnen. Bei einem Sendungsvolumen von 16,7 Mrd. Stück wurden Umsätze von 8,7 Mrd. Euro im Jahr 2012 erzielt. Die Wettbewerber der Deutsche Post AG konnten ihren Marktanteil leicht auf 11 Prozent ausbauen.

Im Jahr 2013 hat die Bundesnetzagentur auch die neuen Rahmenbedingungen für die Porti der Deutsche Post AG im Privatkundenbereich für die nächsten fünf Jahre festgelegt (Price-Cap). Homann: "Wir werden weiterhin darauf achten, dass in den kommenden Jahren eine hohe Qualität im Briefdienst für die Verbraucher aufrecht erhalten bleibt."

Pressemitteilung (pdf / 62 KB)

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