Be­wer­tung der ak­tu­el­len Groß­han­delss­trom­prei­se

Am 15.01.2025 kam es erstmals im Jahr 2025 zu hohen Großhandelsstrompreisen von bis zu 377,99 Euro/MWh für kurzfristige Stromlieferungen für den Folgetag. Es ist nicht ausgeschlossen, dass in den nächsten Wochen ähnlich markante Preisausschläge auftreten. Die Ursachen hoher Börsenstrompreise in Deutschland sind typischerweise eine hohe Verbrauchsprognose bei geringer erneuerbarer Erzeugungsprognose.

Der durchschnittliche Preis in 2025 bis einschließlich 15.01. liegt mit 98,90 Euro/MWh im für den Winter üblichen Rahmen. Der durchschnittliche Preis in 2024 war mit 78,51 Euro/MWh der niedrigste in den letzten vier Jahren. 2021 bis 2023 lag er jeweils oberhalb von 95,18 Euro/MWh.

Durchschnittlicher kurzfristiger Day-Ahead Großhandelsstrompreis in Deutschland in Euro/MWh

Im Jahr 2024 gab es 41 Stunden mit Preisen über 300 Euro/MWh, 2023 nur 3 Stunden. Niedrige Preise von 0 Euro/MWh oder geringer sind deutlich häufiger: 2024 in 519 Stunden, 2023 in 325 Stunden. 2022 war es aufgrund hoher Gaspreise noch in 2346 Stunden zu Preisen über 300 Euro/MWh gekommen.

Langfristig rechnet der Markt nicht mit steigenden Preisen, zeitlich begrenzte Wetterereignisse haben darauf kaum Einfluss. Der Preis an der Strombörse EEX für eine Belieferung in den Jahren 2026 bis 2029 liegt zwischen ca. 65 Euro/MWh und 85 Euro/MWh.

Kunden mit festen Stromtarifen betreffen kurzfristige Börsenstrompreise nicht unmittelbar, sie zahlen den mit ihrem Lieferanten vereinbarten Preis. Diese Kunden profitieren dafür auch nicht von den Zeiten sehr niedriger Börsenpreise.

Europäisch betrachtet hat Deutschland am 15.01. um 17:00 beim höchsten Preis von 377,99 Euro/MWh ca. 12,4 GWh marktgetrieben importiert. Dies bedeutet, dass es finanziell sinnvoller war, Strom günstig zu importieren, als ihn zu höheren Preisen in Deutschland zu erzeugen. Davon profitieren die Produzenten im Ausland, die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland und aus volkswirtschaftlicher Perspektive alle am Handel beteiligten nationalen Strommärkte.

Preisspitzen sind dabei kein rein deutsches Phänomen. In den großen Nachbarländern liegt die Anzahl der Stunden mit Preisen über 300 Euro/MWh auf einem ähnlichen Niveau.

Anzahl der Stunden mit Großhandelsstrompreisen über 300 Euro/MWh in Deutschland und den verbundenen Strommärkten in 2024

Die sichere Stromversorgung ist nicht gefährdet. Deutschland verfügt über ausreichend Erzeugungskapazitäten. Darüber hinaus stehen ausreichend Reserven an Regelenergie und Kapazitätsreserve zur Verfügung. Damit auch langfristig ausreichend Erzeugungskapazitäten vorgehalten werden, hält die Bundesnetzagentur allerdings gesetzgeberische Maßnahmen für den Zubau steuerbarer Kapazitäten weiterhin für dringend geboten.

Grundsätzlich sind Preisspitzen als Ergebnis der freien Preisbildung des Zusammenspiels zwischen Angebot und Nachfrage zu sehen und Teil des Marktgeschehens im kurzfristigen Stromgroßhandel. Um Missbräuche auszuschließen, untersucht die Bundesnetzagentur jedoch routinemäßig die Gründe und Ursachen für Preisspitzen.

Stand:  15.01.2025

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